Montag, 18. Oktober 1999: 19.30 Uhr
Lehrkanzel für Kommunikationstheorie
Postgasse 6
1010 Wien |
Ein Paradigma der Kommunikationstheorie
Paradigmenvielfalt wird in den Naturwissenschaften, die auf die Beherrschung ihrer Gegenstände ausgerichtet sind, fast ausschließlich sukzessiv zugelassen: im Normalzustand "herrscht" je ein einziges Paradigma.
Man möchte meinen, daß simultane Paradigmenvielfalt in der Kommunikationstheorie ebenso gang und gäbe ist wie in anderen Humanwissenschaften. Indessen neigt gerade die Wissenschaft, die sich der Kommunikation verschrieben hat, dazu, divergierende Paradigmenentwicklungen strikt exkommunikativ zu ahnden. Bekanntlich hat der Autor der Theorie des kommunikativen Handelns (J. Habermas) eine sogenannte Konsenstheorie der Wahrheit aufgestellt.
Dasjenige Paradigma der Kommunikationstheorie, das ich vorstellen will, nimmt seinen Ausgang bei einer Physik, die nicht auf Beherrschung der Natur abzielt. Dingorientierung versus Konsensbedarf. |
Montag, 8. November 1999: 19.30 Uhr
Lehrkanzel für Kommunikationstheorie
Postgasse 6
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Architektur der Bilderzählung
Architektur nimmt im medialen Kontext verschiedene Positionen ein: einerseits ist sie Objekt einer Darstellung, andererseits kann sie auch als deren Form fungieren. Gerade in Comics wird dies bisweilen explizit thematisiert: Architektur dient dort nicht bloß als Hintergrund in einer Geschichte, sondern wird zum Akteur oder erzähltechnischen Werkzeug umfunktioniert und wirkt grundsätzlich als Vorbild für die rasterartige Organisation der Bilderpanels.
Vor dem Hintergrund des Konzeptes eines "glatten und gekerbten Raumes" von Deleuze/Guattari werden überdies Strategien der Produktion und Rezeption von Bilderzählungen vorgeführt, welche die von den Rastern ausgehenden Beschränkungen überwinden. |
Donnerstag, 25. November 1999: 19.30 Uhr
Lehrkanzel für Kommunikationstheorie
Postgasse 6
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Buchpräsentation:
Um Newton. Zur Rekonstruktion eines diskursiven Ereignisses (Wien 1999)
Die großen Figuren der Wissenschaftsgeschichte haben das Irritierende an sich, daß sie groß sind: das rationale Unternehmen Wissenschaft auf eine Weise vorangetrieben haben, die ihrerseits nur als Irrationales faßbar wird. Je nach Selbstverständnis des Betrachters werden in solchen Fällen Begriffe wie 'Genialität' oder 'Paradigmenwechsel' bemüht oder geprägt, oder mit oft beeindruckendem Aufwand 'externe' Kontinuitäten hergestellt, die die Situation bändigen: diese etwa psychologisch oder soziologisch auflösen und als Vertrautes wiederum zusammensetzen. Die drei Aufsätze dieses Buches haben dagegen die diskursive Genese historischer Inkommensurabilität neuen Wissens zum Thema: untersuchen anhand der Wirkungsgeschichte des großen Wissenschaftlers kat'exochen, nämlich Isaac Newtons, wie es dazu kommt, daß bisweilen der sichere Gang der Wissenschaften aus dem Tritt gerät. |
Montag, 13. Dezember 1999: 19.30 Uhr
Lehrkanzel für Kommunikationstheorie
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Das leere Kuvert
1
Das leere Kuvert, das Kuvert, in dem kein Brief steckt, keine Anweisung, keine Erinnerung. Nur die Imagination ist real, zeugt wahre Realität.
2
Schreiben als Geschäft der wörtlichen Anwesenheit - in sich, in den Blicken, Handlungen, Erinnerungen, Entwürfen, Entnahmen aus anderen Leben. Die Impulse dazu kommen aus dem Alltagsleben in Stadt und Natur, den Rhythmen des Bewußtseins, das sich im Schlaf der Bewußtheit verschließt. Insofern ist Schreiben eine Vereinigung zweier Bewegungen: aus dem Anderen ins Andere. Das eine Andere ist das Nichtbewußte, Nichterinnerte, Nichtvorherzusehende; das andere Andere ist der Text, der sich autonom aus allen Ich-Schichten und -Zuflüssen konstruiert und rekonstruiert. |
Montag, 24.Jänner 2000, 19.30 Uhr
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Die Gegenwart der Bilder
Der Münchener Maler und Theoretiker Heribert Heere zeigt in dem Vortrag anhand von Dias Beispiele aus seiner neuen Serie von Computergrafiken mit dem Titel DIANA sowie aus seiner aktuellen Serie von Ölbildern mit dem Titel VELAZQUEZ. Beide Male geht es ihm um eine Verbindung von massenmedialen Focussierungen und Sujets (Ausschnitte; Glamour und Erotik) und klassischen Motiven zu einer neuen spannungsvollen Einheit. Heeres Grundthese lautet, dass es in Zukunft nur mehr eine Sprache der Zeichen geben wird, seien sie analog oder digital, seien sie alphabetisiert oder kodifiziert, seien sie ikonisch oder episch, seien sie virtuell oder materiell, seien sie geschichtlich oder nach-geschichtlich. Daraus resultiert für ihn eine Gegenwart der Bilder, die er in dem Vortrag anhand von Pierre Klossowskis Bad der Diana, Georges Batailles Innerer Erfahrung und dessen Begriff einer ekstatischen Kontinuität, sowie Friedrich Nietzsches Ewiger Wiederkehr entwickelt.
Diese eine Sprache der Zeichen ist jedoch gezeichnet durch unendliche babylonische Wirrungen - durch permanenten Wandel also. Nur dieses Chaos, dieser Wandel ermöglicht Neuschöpfung, welche sich als das Zusammenwirken von Einheit und Chaos fassen lässt. |
Montag, 20.März 2000, 19.30 Uhr
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KONFLIKTKULTUR
WOZU GIBT ES KONFLIKTE?
WARUM SIND KONFLIKTE UNAUSWEICHLICH?
WIE ESKALIEREN KONFLIKTE? WIE WIRD AUS DEM KONFLIKT GEWALT?
Wer dem Sog von Konflikt-Eskalation widerstehen will, sollte sich mit diesen Fragen beschäftigen. Wir müssen Fragen stellen, nicht nur nach dem, was man weiß, sondern danach, was man wissen kann. Die Gesetze der Grammatik des Konfliktgeschehens sind gegen die Blindheit des Vergessens in unseren Einsichten aufgehoben. Die Lebenskonstruktion wird im Konfliktverhalten sichtbar.
Ein Kernstück psychoanalytischer Erkenntnistheorie ist die Konfliktpsychologie der ödipalen Beziehungsstruktur. Der pädagogische Anteil der Psychoanalyse wurde jedoch durch überwiegend psychotherapeutische Anwendung psychiatrisiert.
Ein sozialpolitischer Beitrag zur Stärkung von Konfliktfähigkeit (z. B. in Österreich) kann im Sinn der Aufklärung Psychoanalyse und Kommunikations-Theorie als Wissen und als Konflikttraining vermitteln. Grundlage jeder Konfliktregelung ist, sich eigenes und fremdes Konfliktverhalten bewusst zu machen. |
Montag, 10. April 2000, 19.30 Uhr
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Vom perspektivischen Raum zum öffentlichen Raum
Der Begriff des Raumes gewinnt innerhalb der Diskussion über Kunst in der jüngsten Zeit eine zunehmende Präsenz. Dabei war die Malerei schon immer eine Kunst der Fläche und des Raumes zugleich und dieser Raum ist in der Malerei immer ein imaginierter Raum. Die Kunstgeschichte zeigt die tiefgehenden Wandlungen der Raumvorstellungen, ihre Gemeinsamkeit und Verbindlichkeit in ihrer jeweiligen Zeit. Man kann von einem jeweils bestimmenden Paradigma der Raumvorstellung in der Malerei und einer engen Beziehung zur Raumvorstellung und zum Bewußtsein einer Kultur ausgehen.
Verschiedene Theoretiker haben die Beziehung der jeweiligen Raumvorstellung einer Kultur zur jeweiligen Strukturierung des Bewußtseins und der Begrifflichkeit postuliert und erforscht und damit zugleich auch die Voraussetzungen der Subjektkonstitution untersucht.
Diese Zusammenhänge und ihre kulturbestimmenden Wandlungen anhand von Zitaten und Bildern aufzuzeigen ist das Thema des Abends. |
Montag, 8. Mai 2000, 19.30 Uhr
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Design am Menschen: Der Fingernagel als Medium
Der Frage nach dem Verhältnis von Werkzeug und Zierde, Notwendigkeit und Überschuss, Roheit und Verfeinerung, Zweckmäßigkeit und Luxus begegnet der Mensch zu allererst am eigenen Leibe: Es sind die Fingernägel, die, indem sie naturwüchsig eine Überschüssigkeit hervorbringen, mit der Frage konfrontieren, wie man sich zu ihnen verhält. Man kann sich zu ihnen nur designerisch verhalten.
Blickt man zurück in die Entwicklungsgeschichte, so bemerkt man, daß die Tierkralle nicht nur zweckhaft, sondern sogar Ausgangspunkt aller Werkzeugentwicklung, daß sie das Protowerkzeug war. Die Kralle tritt auf zwischen dem belebten, fühlsamen Körper einerseits und der Welt der toten, fühllosen Objekte andererseits, sie gehört dem Subjekt des Wunsches und den Umweltobjekten je zur Hälfte an. Die Kralle ist Urbild und Vorläufer des Werkzeugs, denn sie gehorcht dem Willen, ist jedoch als abgestorbenes Stück Körper so fühllos wie die Objekte, zu deren gewaltsamer Bemächtigung sie einsetzbar ist. |
Montag, 29. Mai 2000, 19.30 Uhr
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Vom Medienjakobinismus
Seit der Revolution (1789) beansprucht der Zeitgeist, letzte Instanz zu sein. Mit der Geburt des Zeitgeistes aus der Terreur tritt der Tod auf den Plan. In der "Öffentlichkeit" wird ein Spiel inszeniert, in dem Wahrheit und Moral gefordert und unterlaufen werden. Seither sind Tragik und Komik ineinander verwoben, verwechselbar. Da wir geneigt sind, die Eingangsbedingungen des Spiels auszublenden, sind wir für die wahre Dimension des Spiels, in dem wir gefangen sind, nicht vorbereitet. |
Montag, 19. Juni 2000, 19.30 Uhr
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Monaden und Farbraum
Farben sind die Körper, die sich unsere Seele (Leibniz hat sie Monade genannt) wahrnehmend erzeugt.
Wir haben zwischen additiven (leuchtende Farben ergeben addiert weiß) und subtraktiven (weiß erhalten wir durch die Abwesenheit filternder Farben) Farbmodellen zu unterscheiden gelernt. Dieses Wissen wird in seiner Ähnlichkeit zu Farbbezeichnungen, in denen sich sowohl Sprachwurzeln des Leuchtens finden lassen als auch welche des Bedeckens, nicht vermieden. Zudem wird die Sicht dargestellt, die in der Wurzel des Wortes Grün, die weder Leuchten noch Bedeckung bedeutet, ein Drittes entdeckt, das uns heiter sagen läßt: "Seid mir grün, Farben! Wie solltet ihr auch anders können? " |