Sektion Ästhetik
2005/2006

Lutz Dammbeck DAS NETZ
Lutz Dammbeck, Walter Seitter Der UNA-Bomber und der Film
Gerhard Burda ETHIK im SCHATTEN des VATERS 
Camilla Nielsen Mneme & Nachträglichkeit: Gedächtnis und Zeit aus sprachkritischer Sicht
Hans Georg Nicklaus Mozart über alles! 
Matthias Flatscher Das Eigene – das Fremde. Heideggers Überlegungen zum Über-setzen
Agnes Handwerk

Foucaults Geographien. Michel Foucault in Berlin (Film)

Daniela Hölzl Präsenz und Geschichte. Die Form der Gegenwart bei Walter Benjamin und Carl Einstein
Montag, 17. Oktober 2005 19.30 Uhr
Lehrkanzel für Kommunikationstheorie
Postgasse 6
1010 Wien
DAS NETZ

Der Film von Lutz Dammbeck geht den politischen, künstlerischen und technologischen Entwicklungsarbeiten nach, die in der Nachkriegszeit die Fundamente unserer Moderne neu gesetzt haben und zur Installierung der vernetzten Weltgesellschaft geführt haben. Und näherhin dem einen Aussteiger, der zwischen 1978 und 1995 durch eine Serie von Bombenanschlägen die Cyber-Welt stoppen wollte: Theodore Kaczinsky, ehemals Mathematik-Professor in Harvard, 1998 als mutmaßlicher „UNA-Bomber“ zu lebenslanger Freiheitsstrafe verurteilt.

www.t-h-e-n-e-t.com

Montag, 14. November 2005 19.30 Uhr
Lehrkanzel für Kommunikationstheorie
Postgasse 6
1010 Wien
LUTZ DAMMBECK: Der UNA-Bomber und der Film

Der Autor des Films „Das Netz“, den wir am 17. Oktober gesehen haben, wird uns weitere Informationen dazu liefern, sodaß wir die begonnene Diskussion fortsetzen können.

WALTER SEITTER: Das Denken des UNA-Bomber

Da in Lutz Dammbeck: Das Netz – die Konstruktion des Unabombers (Hamburg 2004) das Manifest „Die industrielle Gesellschaft und ihre Zukunft“ übersetzt und abgedruckt ist, ist es möglich, den Gedankenlinien dieses Textes nachzugehen. Ich möchte neben der Zivilisationskritik, die der Technologie den Maßstab der Natur entgegensetzt, auf die Theorie des Glücklich-Werdens eingehen, die unter dem Leitbegriff „power-process“ steht.

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Montag, 5. Dezember 2005 19.30 Uhr
Lehrkanzel für Kommunikationstheorie
Postgasse 6
1010 Wien
ETHIK im SCHATTEN des VATERS

Zur negativen Urszene des Ethischen in der Analytischen Psychologie

Dieser Vortrag – ursprünglich auf einem Kongress der deutschsprachigen C.G. Jung-Gesellschaften im Sommer 2005 in Wien gehalten – thematisiert die ethischen Konzeptionen C.G. Jungs und seines Schülers E. Neumann aus der Perspektive des hysterischen Begehrens. Um die Bewegung in diesem Spannungsfeld von Analytischer Psychologie, Psychoanalyse und Ethik zu ermöglichen, werden neue Begriffsbildungen wie Archethyp, participation éthique und Urszene des ethischen Subjekts angeregt.

Montag, 23. Jänner 2006 19.30 Uhr
Lehrkanzel für Kommunikationstheorie
Postgasse 6
1010 Wien

Mneme & Nachträglichkeit: Gedächtnis und Zeit aus sprachkritischer Sicht

Nach Henri Bergson besteht die Zeitdauer nicht in der Sukzession sondern in der Simultaneität von Gegenwart und Vergangenheit bzw. Wahrnehmen und Erinnern. Nach Fritz Mauthner ergibt sich das Kontinuum der Zeit durch das Gedächtnis („aufgestaute Zeit“). Diese theoretischen Ansätze sind erst durch die dynamische Gedächtnistheorie von Sigmund Freud zu ihren Konsequenzen entfaltet worden: danach ist Erinnern nicht in unveränderlichen Eindrücken fundiert, vielmehr besteht es in Reinterpretation subjektiver Vergangenheit, die sozial/sprachlich konstituiert ist.

Montag, 20. März 2006 19.30 Uhr
Lehrkanzel für Kommunikationstheorie
Postgasse 6
1010 Wien
Mozart über alles! 

Kaum ein 'Ereignis' in der Geschichte der europäischen Kultur ist so zu einem Repräsentanten von Hochkultur und absoluter Kunst gekürt worden wie das Werk Wolfgang Amadeus Mozarts. Eine kulturwissenchaftliche Kontextualisierung des Phänomens Mozart, ein Verstehen Mozarts aus seiner Zeit heraus, trifft daher auf  erhebliche Widerstände.

Montag, 24. April 2006 19.30 Uhr
Lehrkanzel für Kommunikationstheorie
Postgasse 6
1010 Wien
Das Eigene – das Fremde. Heideggers Überlegungen zum Über-setzen 

Die komplexe Problematik des Übersetzens hat verstärkt Eingang in die philosophische Diskussion gefunden; auch Heidegger hat sich intensiv mit dieser Thematik auseinandergesetzt. Das Über-setzen stellt dabei für ihn keinen unproblematischen Transfer von einem Bereich in den anderen dar, sondern muss als ein gefahrenreiches Hinübersetzen auf ein anderes Ufer

verstanden werden. Neben einer Rekonstruktion der Heideggerschen Ausführungen soll sich der Vortrag der Frage widmen, wie das Eigene und das Fremde im Lichte einer Phänomenologie der Responsivität gedacht werden können.

Montag, 15. Mai 2006 19.30 Uhr
Lehrkanzel für Kommunikationstheorie
Postgasse 6
1010 Wien
Foucaults Geographien. Michel Foucault in Berlin (Film)

 Der französische Philosoph Michel Foucault (1926-1984) hatte ein ausgeprägtes Interesse für die räumlichen, für die topischen Dimensionen der Wissens- und Machtverhältnisse, die Gegenstand seiner Untersuchungen waren. Dazu gehört auch das geographische Format dieser Dimensionen, die wiederum sein eigenes Leben strukturierten.

Der Film von Agnes Handwerk beleuchtet den Berlin-Aufenthalt von Foucault im Dezember 1977. Foucault wollte sich damals über die politische Situation und Diskussion in Deutschland informieren und wurde unfreiwillig zum Objekt der politischen Spannungen in dem geteilten Land.

Montag, 12. Juni 2006 19.30 Uhr
Lehrkanzel für Kommunikationstheorie
Postgasse 6
1010 Wien
Präsenz und Geschichte. Die Form der Gegenwart bei Walter Benjamin und Carl Einstein

"Dialektisches Bild" oder "Dialektik im Stillstand" bezeichnet im Spätwerk von Walter Benjamin jenes bestimmte "Jetzt der Erkennbarkeit", in dem Elemente des Gewesenen sich mit der Gegenwart plötzlich zur Lesbarkeit verbinden. Dieses Moment wirkt auf die Zukunft hin, die Gleichzeitigkeit der Zeiten bildet im Bild eine Differenz aus. Ähnliches hat der Kunsttheoretiker Carl Einstein 1915 in seinem Essay Negerplastik als doppelte Distanz der intensiven Gegenwart der Skulptur beschrieben. Im Vortrag soll versucht werden, die Gegenwärtigkeit des Abwesenden als formales Paradigma und Paradox der Kunst zu skizzieren.