Sektion Ästhetik
2004/2005

Pravu Mazumdar Wider die Maschinen des Glücks
Gerhard Unterthurner Foucaults (Selbst-)Kritik der Ästhetik der Transgression
Gottfried Hinker Streifzüge durch A New Kind of Science
Walter Seitter Vorn oder hinten?
bei den Doppelbildern von Albrecht Dürer
Helmut Kohlenberger Heraklit, Parmenides - im Blick auf interkulturellen Dialog
Ute Rakob Passion der Dinge
Peter Zeillinger Der Ort des Subjekts nach dem Tod des Subjekts.
Derrida – Badiou – Levinas
Brigitte Borchhardt-Birbaumer Kunstvermarktung als Geschichtsverweigerung. Am Fallbeispiel Frauenfeindlichkeit und Klimts Fries in der Secession 1902
Gerhard Fischer Erotik und Tod in den Mythen von Dionysos und Orpheus
Dagmar Travner Dimensionen, Aspekte. Loch, Faltung, Doppelbild
Montag, 25. Oktober 2004 19.30 Uhr
Lehrkanzel für Kommunikationstheorie
Postgasse 6
1010 Wien
Wider die Maschinen des Glücks

Bei der Glückssuche im modernen Alltag ist man nicht allein; vielmehr schalten sich fremde Kräfte ein. Diese sind in „Glücksmaschinen“ verkettet, die aus der industriellen Revolution des Glücks an der Schwelle zur Moderne hervorgegangen sind.

In Fortsetzung von Foucaults Analytik der Macht wird eine Analytik der Glücksmaschinen versucht, namentlich der Glücksmaschinen Werbung, Tourismus und Sexualität. Zugleich meldet sich dabei die Möglichkeit des Widerstands gegen die Glücksmaschinen in Gestalt eines Ethos der Glückssache.

Pravu Mazumdar: Die Macht des Glücks (München 2003)Streifzüge durch A New Kind of Science
Montag, 8. November 2004 19.30 Uhr
Lehrkanzel für Kommunikationstheorie
Postgasse 6
1010 Wien
Foucaults (Selbst-)Kritik der Ästhetik der Transgression

Der Vortrag geht der Bedeutung der Kunst und im Besonderen der modernen Literatur in Michel Foucaults Denken nach. Dabei wird eine von Foucault in den 60er-Jahren selbst propagierte Ästhetik der Negativität und des Unrepräsentierbaren, die der Kunst eine radikale Transgression und Subversion zutraut, und die Amalgamierung von Wahnsinn und moderner Literatur im Kontext der machtttheoretischen Schriften der 1970er-Jahre problematisiert. Die moderne Literatur wird nun in den Kontext von Geständnis- und Normalisierungspraktiken gestellt und ihr Subversionspotenzial fragwürdig. Von daher sollen auch allgemeinere Probleme ästhetischer, aber auch politischer Theorien angedeutet werden, die auf ein Außen im Sinne eines Unrepräsentierbaren setzen.Schifferl versenken spielt man auf kariertem Papier: man färbt die Karos nach bestimmten Regeln ein. Stephen Wolfram hat 20 Jahre lang etwas Derartiges getan, nachdem er jung Beiträge zu Teilchenphysik und Kosmologie geliefert hatte. Zelluläre Automaten heißt das Gebiet, das er erforschte, weniger mit Papier als mit Computern, für die er ein Programm entwickelte, verbreitet im wissenschaftlichen Alltag - Mathematica. Die Ergebnisse seiner Feldforschung faßte er in 10-jähriger Arbeit in ein Buch: A New Kind of Science (2002). Daß man mit abkürzenden Formeln und Gleichungen den Hebel einer Komplexität finden könnte, gehört zu den Vitaminen naturwissenschaftlicher Betätigung. Nach Wolfram muß man nun aber auf diese Einfachheit Verzicht leisten und dafür den Computer starten, der die untersuchte Komplexität, nach allerdings einfachen Regeln, aber in vielen Durchläufen, mit unvorhersehbarem Ergebnis, entfaltet.
Montag, 29. November 2004 19.30 Uhr
Lehrkanzel für Kommunikationstheorie
Postgasse 6
1010 Wien
Streifzüge durch A New Kind of Science

Schifferl versenken spielt man auf kariertem Papier: man färbt die Karos nach bestimmten Regeln ein. Stephen Wolfram hat 20 Jahre lang etwas Derartiges getan, nachdem er jung Beiträge zu Teilchenphysik und Kosmologie geliefert hatte. Zelluläre Automaten heißt das Gebiet, das er erforschte, weniger mit Papier als mit Computern, für die er ein Programm entwickelte, verbreitet im wissenschaftlichen Alltag - Mathematica. Die Ergebnisse seiner Feldforschung faßte er in 10-jähriger Arbeit in ein Buch: A New Kind of Science (2002). Daß man mit abkürzenden Formeln und Gleichungen den Hebel einer Komplexität finden könnte, gehört zu den Vitaminen naturwissenschaftlicher Betätigung. Nach Wolfram muß man nun aber auf diese Einfachheit Verzicht leisten und dafür den Computer starten, der die untersuchte Komplexität, nach allerdings einfachen Regeln, aber in vielen Durchläufen, mit unvorhersehbarem Ergebnis, entfaltet.
Montag, 13. Dezember 2004 19.30 Uhr
Lehrkanzel für Kommunikationstheorie
Postgasse 6
1010 Wien
VORN ODER HINTEN?
BEI DEN DOPPELBILDERN VON ALBRECHT DÜRER


Im Werk Albrecht Dürers fallen ungefähr zehn Bildwerke auf, die ich als "Doppelbilder" bezeichne: beidseitig bemalte Tafeln. Die Frage ist, welche semantischen und blickpolitischen Beziehungen sich jeweils zwischen den beiden Darstellungen feststellen lassen, die eng aneinander geheftet sind und sich doch schroff voneinander abwenden. Welche Darstellungsabsichten schmuggelt der Maler damit ein und welche Einsichten zum Verhältnis von Fläche, Körper und Raum fallen dabei ab?
Montag, 24. Jänner 2005 19.30 Uhr
Lehrkanzel für Kommunikationstheorie
Postgasse 6
1010 Wien
Heraklit, Parmenides - im Blick auf interkulturellen Dialog

Als vormetaphysische bzw. auch vormoderne Denker werden Parmenides und Heraklit häufig mit- und gegengelesen. Ohne Betonung philologischer Delikatessen geht es um die Frage, inwieweit sich bei beiden eine Spannung durchhält, die die europäische Selbstreferenz konditionierte - eine interkulturelle Universalität, die von Natur oder Vernunft her alle Fragen verbindlich klären und von kulturellen ("religiösen") Sondergegebenheiten absehen kann ...

Montag, 14. März 2005 19.30 Uhr
Lehrkanzel für Kommunikationstheorie
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Passion der Dinge.

DVD-Film zur Ausstellung von Ute Rakob im Diözesanmuseum Paderborn 2004. Von Gerhard E. Ortner, Uli Lettermann, Reinhard Jäger.

Barbara Link: Kerameikos des Lebens

Abgelegt, niedergetreten, Wetterunbilden ausgesetzt, verelenden Dinge am Rande unserer Wege, nachdem sie ihr erstes nützliches Dasein haben führen dürfen. Ihr zweites Leben beginnt, sobald Ute Rakob sie einsammelt, in einem Thesaurus ihrer Dependancen hortet und dann zu geeigneter Zeit aufnimmt und zu Heroen ihrer Bilder erhebt.

Der Vortrag in fünf Teilen widmet sich dem Sammeltrieb, der Feinmalerei in der Tradition der Vanitas und dem Hang zur Ikone.

Montag, 11. April 2005 19.30 Uhr
Lehrkanzel für Kommunikationstheorie
Postgasse 6
1010 Wien
Der Ort des Subjekts nach dem Tod des Subjekts.
Derrida – Badiou – Levinas

In einem Gespräch mit Jean-Luc Nancy bezeichnete Jacques Derrida die (traditionelle) „Stelle des Subjekts“ (in Ethik, Recht, Politik etc.) als einen „Ort des Übergangs“, der auch nach dem verheißenen oder angedrohten Tod des Subjekts in der Frage nach dem „Wer?“ noch erkennbar bleibt. Ausgehend von Derridas Text versucht der Vortrag, diesem subjektalen Ort und damit der näheren Bestimmung dessen, was heute in der Auseinandersetzung mit der französischen Gegenwartsphilosophie noch „Subjekt“ genannt werden kann, nachzugehen. Vor allem in den Werken von J. Derrida, A. Badiou und E. Levinas wird das Subjekt mit einem ethisches wie politisches Handeln gleichermaßen „fundierenden“ performativen Gestus, nämlich dem der Profession des Professors, dem „Bekenntnis“, dem „Zeugnis geben“, dem „Ins-Werk-setzen“ bzw. dem „Modus des Vielleicht (i. O. dt.)“, verbunden.

Montag, 2. Mai 2005 19.30 Uhr
Lehrkanzel für Kommunikationstheorie
Postgasse 6
1010 Wien
Kunstvermarktung als Geschichtsverweigerung. Am Fallbeispiel Frauenfeindlichkeit und Klimts Fries in der Secession 1902

Der „Beethovenfries“ von Gustav Klimt unter der Gesamtregie von Josef Hoffmann für eine Großausstellung zu Ehren des Komponisten 1902 im linken Seitenschiff des Hauptraumes der Secession mit Kaseinfarben und Material-Applikationen geschaffen, befindet sich heute in einem eigens dafür gestalteten Kellerraum des Hauses und wird vor allem von Touristen besichtigt. Eine Kopie wandert durch zahlreiche Großausstellungen über „Wien um 1900“ – dieses Jahr ins Pariser Musée d’Orsay. Neben der allbekannten Tatsache, daß die Beethovenausstellung auch die Geburtsstunde der gegenstandslosen Abstraktion (aus dem Geist des Ornaments) war, wobei Klimt neben Hoffmann ein wesentlicher Part zukommt, ist die inhaltliche Deutung des Frieses bis jetzt nicht tiefergehend beleuchtet worden ...

Montag, 30. Mai 2005 19.00 Uhr
NATIONALBIBLIOTHEK, ORATORIUM, JOSEFSPLATZ 1, 1010 Wien
Erotik und Tod in den Mythen von Dionysos und Orpheus

Lecture mit Lichtbildern, Videodokumentation

Phanokles: Orpheus-Elegie. Vorgetragen von Annemarie Düringer und Philipp von Schrader

Pause mit Weinausschank vom Heurigen Kierlinger


Im Zentrum der Antikenrezeption von Gerhard Fischer steht die Orpheus-Elegie, geschrieben von Phanokles (300 v. Chr.), die von der Zerstückelung des Orpheus durch die Gefolgschaft des Dionysos erzählt.

Montag, 13. Juni 2005 19.30 Uhr
Lehrkanzel für Kommunikationstheorie
Postgasse 6
1010 Wien
Dimensionen, Aspekte.
Loch, Faltung, Doppelbild

Den drei KünstlerInnen Barbara Höller, Robert Kabas und Gerlinde Thuma ist gemeinsam, dass sie in ihren Arbeiten eine über die eigentliche Flächigkeit des Tafelbildes hinausgehende Dimension thematisieren – sei es Raumdarstellung, Zeitlichkeit bzw. Bewegung oder dreidimensionale Objekthaftigkeit.

Barbara Höller geht in die Tiefe und bricht dadurch die Zweidimensionalität des Bildes auf. Durch das Bohren von Löchern wird das Bild zum dreidimensionalen Objekt, Figur – Hintergrund sind schwer zu definieren. Kann ein Loch Figur sein? Oder nimmt vielmehr der Hintergrund feste Gestalt an?
Typische Bestandteile der Bilder von Robert Kabas sind klare geometrische Formen, räumlich verschlungene Bänder, architektonisch erscheinende Skizzen, aufgefaltete Figuren. Kabas thematisiert Raum und Räumlichkeit explizit, indem er geometrische Objekte ganz konkret neben gemalte und fotografische Darstellungen setzt.
Gerlinde Thumas Polyptychen in minimalistischer Differenz: Sind sie Mehrfachbilder von Bewegung oder „Zeitbilder“? Denn zwei, drei, mehrere Bilder in Serie können vielfache Perspektiven aufzeigen, der Zweidimensionalität der Leinwand eine zusätzliche hinzufügen: Raum, Zeit oder Bewegung.